Inhaltsverzeichnis
- Allgemeines
- Sonderstempel
- Werbestempel
- Serienstempel
- Maschinenstempel
- Privatstempel
- Farben
- Fälschungen
- Kategorisierte Gelegenheitsstempel
- Beispiele aus einer Sammlung
- Unzulässiger Werbestempel auf Auslandspost
- Quellenangabe
Allgemeines
Poststempel mit Texten, Hinweisen, bildlichen oder grafischen Darstellungen die postalisch nicht notwendig sind, nennt man Gelegenheitsstempel. Dazu gehören die Sonder-, Werbe- und Serienstempel.
Sonderstempel (So)
Seit Ende des 19. Jahrhunderts kommt es immer häufiger vor, zu besonderen Anlässen auch besondere Stempel zu verwenden.
Hieraus resultiert das Hauptmerkmal eines Sonderstempels, die deutlich erkennbare Absicht, durch einen besonderen Stempel diesen Anlass zu dokumentieren. Sonderstempel durften gelegentlich nur auf besonderen Freimarken abgeschlagen werden (z. B. # 52 und # 110). Sonderstempel sind also Stempel mit dokumentarischem Charakter mit örtlich und zeitlich begrenztem Vorkommen, unabhängig von der Einrichtung eines Sonderpostamtes. Anlässlich besonderer Ereignisse, zu denen es Sonderstempel gab, erschienen oftmals auch Sonderpostkarten (Ereigniskarten), die meist eine direkte Beziehung zu den Sonderstempeln herstellen (vgl. Kap. 6.2.3).
Werbestempel (OW)
Nach Ende des ersten Weltkrieges geriet das Deutsche Reich in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Gewaltig steigende Kosten zwangen das Reichspostministerium, neue Einnahmequellen zu erschließen. Am 28.6.1920 gab es eine Verfügung heraus, in der die Einrichtungen der Reichspostverwaltung in weitgehendem Umfang gegen Bezahlung zur Verfügung gestellt wurden. Zunächst wurde die Postreklame in eigener Regie betrieben. Aus Gründen größerer Beweglichkeit wurde die Postreklame dann ausgegliedert und führte am 27.2.1924 in Berlin zur Gründung der Deutsche Reichs – Postreklame GmbH. Diese Gesellschaft nahm am 1.3.1924 ihre Geschäfte auf, wozu auch gehörte, den Poststempel für Reklamezwecke zu vermieten. So entstand eine neue Gruppe der Gelegenheitsstempel, der Werbestempel.
Die in der Nachkriegszeit abgehaltenen Messen, Ausstellungen, Kongresse, Parteitage, Bundes- und Verbandstage, Sportfeste, Jubiläen usw. waren die ersten, die durch den Werbestempel weite Kreise und Gebiete werbemäßig erfassten. Dann folgten Bäder und Kurorte, die zum Besuch einluden, Städte, die ihre Spezialitäten und Industrien herausstellten. Auch die Post und der Staat warben für sich.
Die überwiegend kleineren Orte im Bereich der Französischen Zone warben u.a. für Berge, Burgen, Erholung, Kur, Wald und Wein.
Werbestempel sind also Stempel, die durch Text- und Bildinhalt ohne eine von vornherein begrenzte Zeitdauer für etwas werben sollen.
Serienstempel (HS)
Serienstempel sind Stempel, die an mindestens zwei verschiedenen Postorten text- und formgleich verwendet werden (vgl. Kap 6.2.2).
Handserienstempel sind entweder Sonderstempel oder Werbestempel.
Bei den Serienstempeln unterscheidet man zwischen Hand- und Maschinenstempel. Beim Handstempel (Hd) ist die Ortsangabe mit den übrigen Stempelteilen fest verbunden. Ein Handstempel ist also durch seine Ortsangabe an eben diesen einen Ort, oft auch nur an ein Amt in diesem Ort, untrennbar gebunden.
Maschinenstempel (Ma)
Hierzu gehören der Fahnenstempel (Fa) und der Bandstempel (Ba). Beim Maschinen- stempel befinden sich die postalischen Zweckangaben äußerlich getrennt im Ortsstempel. Die Einsatzplatte trägt den Werbetext. Ein vollständiger Abdruck des Fahnenstempels besteht aus einem Ortsstempel und einer Einsatzplatte.
Der Bandstempel besteht aus einem endlosen Band von Abdrucken, im Wechsel von Ortsstempel mit Zwischenplatte. Der komplette Abdruck eines Bandstempels besteht aus zwei Ortsstempeln und zwei Zwischenplatten.
Privatstempel (PS) (HN)
Private Handnebenstempel werden, soweit bekannt, mit aufgeführt, da sie mit postalischen Gelegenheitsstempeln verwechselt werden können. Sie stammen von irgendwelchen Interessengemeinschaften oder Einzelpersonen, städtischen Behörden oder Verwaltungen. Teilweise ist der tatsächliche Auftraggeber des Stempels überhaupt nicht bekannt (vgl. Kap.6.2.1.2).
Farben
Die Farbe der Abschläge ist meist schwarz. Es kommen aber auch Abschläge in blau, grün, rot oder violett vor. In der Katalogisierung wird nach der lfd. Nummer und der Art des Stempels die jeweils verwendete Farbe genannt. Die Farbbezeichnungen beschränken sich dabei auf fünf Grundtöne.
violettblau, rotlila | = | voilett |
blauschwarz | = | schwarz |
blaugrün | = | grün |
schwarzblau, grünblau | = | blau |
rotbraun | = | rot |
Fälschungen
Aufgrund heutiger technischer Möglichkeiten besteht die Gefahr, gefälschte oder verfälschte Stempelbelege zu erwerben. Insbesondere Belege mit höherwertigen Frankaturen sind recht fälschungsgefährdet und machen eine Prüfung ratsam.
Beispielsweise kommt der Sonderstempel (17b)Freiburg (Breisgau) 1 20.10.49 500 Jahrfeier der Universität häufig auf Freiburg-Blocks vor. Der Stempel stammt jedoch aus dem Jahr 1957.
Im Handbuch der Arge FZ sind die Gelegenheitsstempel unseres Sammelgebietes wie folgt katalogisiert
Beispiele aus einer Sammlung
Nachfolgend zeigen wir Ihnen Briefe mit Gelegenheitsstempel aus der Sammlung eines ARGE-Mitgliedes. Die Beschreibungen der Briefe greifen auf einige Abkürzungen zurück.
Erklärung der Abkürzungen:
Ba | = | Bandstempel |
Fa | = | Fahnenstempel | Hd | = | Handstempel |
HN | = | Handnebenstempel |
HR | = | Handrollstempel |
HS | = | Handserienstempel |
OW | = | Ortswerbestempel |
PS | = | Privatstempel |
So | = | Sonderstempel |
Z. | = | Zeichnung |
/ | = | Zeilentrennungsstrich |
b | = | Stempelfarbe blau |
g | = | Stempelfarbe grün |
r | = | Stempelfarbe rot |
s | = | Stempelfarbe schwarz |
v | = | Stempelfarbe violett |
Drucksache am 7.8.49 von Adenau nach (21a) Lieme (Lippe) mit So Hd # 2. Frankatur Rheinland-Pfalz, 2. Freimarkenausgabe und Notopfer Berlin.
Barfrankierter Behördenbrief am 21.3.47 von Achern (Baden) nach Freiburg/Brsg. mit OW Hd # 1. Gebühr bezahlt-Stempel, Porto 24 handschriftlich vermerkt. Stempelverwendung 47 – 49.
Mit 10 Pf. überfrankierte Fernpostkarte am 18.9.49 von Bad Dürkheim nach Oberhausen (Rhein) mit So 1 Hd # 10 und beigesetzt OW HN # 11 in violett. „zurück“ am 20.9. da Empfänger nicht zu ermitteln.
Bürgermeisterbrief am 16.8.49 von Bad Dürkheim nach Stuttgart, entwertet mit Tagesstempel und beigesetztem OW HN #11 in schwarz. Frankatur 3. Freimarkenausgabe Rheinland-Pfalz und Notopfer Berlin. Rückseitig Werbeaufkleber zum Dürkheimer Wurstmarkt.
Barfrankierter R-Doppelbrief (Entnazifizierungssache) am 16.4.47 von Bad Griesbach nach (17b) Freiburg mit OW Hd #14. Ohne Ankunftsstempel. Gesamtporto 1,08 RM handschriftlich vermerkt. Stempelverwendung 47 – 49.
Barfrankierter Fernbrief am 21.6.46 von Bad Krozingen nach Baden-Baden mit OW Hd #15. Gesamtporto 24 Rpf. und handschriftliches Signum des abfertigenden Postlers. Stempelverwendung 46 – 49.
Drucksache am 14.11.49 von Bernkastel-Kues nach (13a) Weidenberg/Ofr mit OW Hd # 26. Werbestempel des Weinhauses. Frankatur 3. Freimarkenausgabe Rheinland- Pfalz. Stempelverwendung 48 – 49.
Barfrankierter Fernbrief am 23.12.45 von Balingen (Württ.) nach (21) Bethel mit OW Hd # 25. Gebühr bezahlt-Stempel mit integrierter Gebührenangabe 12 Rpf. Stempelverwendung 45 – 47.
Geschäfts-Fernbrief am 17.5.47 von Birkenfeld (Württ.) nach Tübingen mit OW Hd # 29. Gebühr bezahlt- Stempel, Porto 24 handschriftlich ergänzt. Stempelverwendung 45 – 49.
Behörden-Fernbrief am 21.9.49 von Bitburg nach Trier mit Handnebenstempel OW HN # 30. Frankatur 3. Freimarkenausgabe Rheinland- Pfalz und Notopfer Berlin. Stempelverwendung 1949
Geschäfts-Drucksache (Briefstück) am 17.7.47 von Ebhausen (Württ.) nach (13b) Starnberg/Obb. mit OW Hd # 41. Gebühr bezahlt-Stempel mit Werbeeinsatz Fördert den Obstbau! Stempelverwendung
von 23.5.47 bis 12.4.48.
Barfrankierter Behörden-Fernbrief von Wagenstadt Krs. Emmendingen nach Emmendingen. PstII-Stempel vom Aufgabeort, OW # 42 als Tagesstempel des LeitPA Emmendingen vom 24.7.48. Gebühr bezahlt-Stempel und Anschrift später unkenntlich gemacht und Briefhülle wiederverwendet als barfrankierten Fernbrief am 3.8.48 von Emmendingen nach Waldkirch/Brsg. Kreis Emmendingen. Stempelverwendung 1948.
Barfrankierter Fernbrief am 28.3.47 von Enzklösterle (Württ.) nach (20b) Braunschweig mit OW Hd # 46. Gebühr bezahlt-Stempel, Porto 24 handschriftlich ergänzt. Stempelverwendung 45 – 49.
Fernbrief am 29.1.49 von Forbach (Baden) nach Schwäbisch-Hall mit OW Hd # 47. Frankatur 2. Freimarkenausgabe Baden. Stempelverwendung 45 – 49.
Drucksache am 9.12.48 von Idar-Oberstein nach (21a) Halstenbeck/Westf. mit OW 1 HN #79 (violett). Frankatur 3. Freimarkenausgabe Rheinland- Pfalz. Stempelverwendung 1949.
Fernbrief am 8.12.49 von Idar-Oberstein nach (22c) Düsseldorf mit OW 1 HN # 79 (schwarz). Frankatur 2. Freimarkenausgabe (8 Dpf.) und 3. Freimarkenausgabe Rheinland- Pfalz (4 Pf.). Stempelverwendung 1949.
Einschreiben-Nachnahme am 23.9.49 von Kenzingen/Breisgau nach Eppertshausen/Hessen mit SO Hd # 94. Ohne Ankunftsstempel. Mischfrankatur Baden und Notopfer Berlin. Portogerechte Frankatur mit 90 Pf. Fernbriefe bis 20 g (ab 4.10.48) 20 Pf., Einschreibgebühr 40 Pf. und Nachnahmegebühr 30 Pf.
Brief am 20.12.48 von Reutlingen nach Altena/Westf. OW 2 Fa. Tagesstempel (14b) Reutlingen 1 mit Kb d. Werbetext links. Fahne rechts. Stempelfarbe schwarz. Frankatur 1. Freimarkenausgabe Württemberg.
Inlands-Drucksache vom 24.8.49 von Reutlingen nach Hamburg-Wandsbek. OW 1 Fa. Tagesstempel mit Kb c, Werbetext links. Freistempel rechts. Stempelfarbe rotlila. Portogerechte Frankatur einer Inlands- Drucksache bis 20 g: (ab 4.10.48) 4 Pf.
Barfrankierte Geschäftspostkarte am 3.2.47 von Tiengen-(Oberrhein) nach (24) Rendsburg mit OW Hd # 200. Gebühr bezahlt-Stempel, Porto 12 handschriftlich vermerkt. Stempelverwendung 45 – 49.
Barfrankierter Behörden-Fernbrief am 17.7.46 von Titisee nach Karlsruhe mit OW Hd # 201. Gebühr bezahlt-Stempel, ohne Gebührenangabe. Stempelverwendung 45 – 49.
Geschäfts-Fernbrief am 15.7.48 von Waldsee (Württ.) nach (21) Hamburg 36 mit OW Hd # 227. Frankatur 2. Freimarkenausgabe Württemberg. Stempelverwendung 47 – 49.
Ortsbrief als Geschäftspapiere am 11.7.48 im Ortsbereich Waldsee (Württ.) mit So Hd # 228. Frankatur 2. Freimarkenausgabe Württemberg.
Portogerechte Frankatur: Geschäftspapiere bis 100 g: (ab 1.3.46) 16 Pf. Stempelverwendung 4. – 11.7.48.
Unzulässiger Werbestempel auf Auslandspost
Am 1. April 1946 wurde in der Französischen Zone wie auch in den anderen Besat- zungszonen, der Auslandspostverkehr für jedermann nach allen Ländern (ausgenommen Japan und Spanien) wieder zugelassen.
Mit Datum 9. Juli 1946 ergeht von der OPD Tübingen (Verfügung I A 2 2220 – 0) an alle Postämter des Bezirks der Hinweis, dass Abdrücke von Werbestempeln auf Briefsendungen nach dem Aus-land unzulässig sind. Man kann wohl davon ausgehen, dass auch für die Bereiche der anderen OPD ́en eine gleich lautende Verfügung bestand.
Auszug aus der die o.g. Verfügung aufhebenden Weisung vom 21. April 1948:
Oberpostdirektion I A 2 2151 1 |
Tübingen, den 21. April 1948 |
Die verv. Vf vom 9.7.46 I A 2220-0, wonach Abdrucke von Werbstempeln auf Briefsendungen nach dem Ausland, auch nach Orten östlich der Oder und der Lausitzer Neisse, unzulässig sind, wird hiermit aufgehoben.
In Vertretung
Hofer
Barfrankierter R-Auslandsbrief am 14.10.46 von Niedersaulheim (Rheinhessen) mit OW Hd
# 145 in die USA. Taxe perçue-Stempel, handschriftlich ergänzte Portoangabe 75 Rpf. Französische Zensur der Zensurstelle Worms. Auslandspost unterlag im verstärkten Maße der Zensur.
Quellenangabe:
- Archiv der Arbeitsgemeinschaft Französische Zone e.V.
- Julius Bochmann. Katalog der deutschen Gelegenheitsstempel.
Neue Schriftenreihe der Poststempelgilde Rhein –
Donau. 1. bis 18. Lieferung, 1952 bis 1957.